Die asthenische Persönlichkeitsstörung ist eine relativ unbekannte psychische Erkrankung, die jedoch einen erheblichen Einfluss auf das Leben der Betroffenen haben kann. In diesem Blogbeitrag möchten wir uns näher mit dieser Störung auseinandersetzen und ihre Symptome, Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten beleuchten. Dabei wollen wir auch aufklären, wie man als Betroffener oder Angehöriger damit umgehen kann und welche Unterstützungsmöglichkeiten es gibt. Asthenische Persönlichkeitsstörung ist ein Thema, das mehr Aufmerksamkeit verdient, und wir hoffen, dass dieser Beitrag dazu beiträgt, das Verständnis für diese Erkrankung zu fördern.
Der Begriff "asthenisch" - oder auch "abhängig" bezieht sich auf eine Schwäche oder einen Mangel an körperlicher oder geistiger Energie. In Bezug auf die Persönlichkeitsstörung bedeutet "asthenisch" eine bestimmte Art von Persönlichkeitsmerkmalen und Verhaltensweisen, die mit einer allgemeinen Schwäche, Antriebslosigkeit und einem Gefühl der Erschöpfung einhergehen können. Menschen mit asthenischer Persönlichkeitsstörung können sich oft müde, energielos und überfordert fühlen. Sie können Schwierigkeitenhaben, ihre Aktivitäten zu organisieren und durchzuführen, und können sich leicht überfordert fühlen. Sie können auch ein geringes Selbstwertgefühl haben und sich häufig unsicher und ängstlich fühlen. Oft sind ruhige und zurückhaltende Menschen betroffen.
Die Diagnose der asthenischen Persönlichkeitsstörung erfolgt in der Regel anhand der Kriterien des Internationalen Klassifikationssystems für psychische Störungen (ICD-10). Die genauen Kriterien können je nach diagnostischem System variieren, aber im Allgemeinen umfassen sie:
1. Chronisches Muster von Schwäche, Erschöpfung und Antriebslosigkeit, das in verschiedenen Lebensbereichen wie Arbeit, Schule oder sozialen Beziehungen auftritt.
2. Schwierigkeiten bei der Organisation und Durchführung von Aktivitäten, begleitet von einem Gefühl, "selbst nichts auf die Reihe zu kriegen", also einer ernsthaften Überforderung.
3. Geringes Selbstwertgefühl, Unsicherheit und Ängstlichkeit, dabei oft starke Trennungsängste und anklammerndes Verhalten.
4. Das Muster der Symptome ist stabil und langanhaltend, beginnt in der Regel in den frühen Stadien des Erwachsenseins und ist nicht auf eine andere psychische Störung oder eine medizinische Erkrankung zurückzuführen.
einer asthenischen Persönlichkeitsstörung können vielfältig sein und variieren von Person zu Person. Zu den häufigsten Symptomen gehören:
1. Chronische Müdigkeit und Erschöpfung: Betroffene fühlen sich ständig müde und haben Schwierigkeiten, ihre Energiereserven aufzufüllen. Selbst nach ausreichendem Schlaf fühlen sie sich oft noch erschöpft. Sie fühlen sich unbehaglich, wenn sie alleine sind aus Angst, nicht alleine für sich sorgen zu können.
2. Antriebslosigkeit und fehlende Motivation: Menschen mit asthenischer Persönlichkeitsstörung haben Schwierigkeiten, sich für Aktivitäten zu begeistern und haben oft das Gefühl, dass ihnen die Energie und der Antrieb fehlen, um Dinge anzugehen. Gerne wird die Verantwortung für wichtige Bereiche des eigenen Lebens anderen überlassen.
3. Emotionale Labilität: Betroffene können unter starken Stimmungsschwankungen leiden und sind oft sehr sensibel. Kleinste Anlässe können zu starken emotionalen Reaktionen führen. Die eigenen Bedürfnisse werden denen anderer Personen untergeordnet, zu denen eine Abhängigkeit besteht. Die Nachgiebigkeit gegenüber deren Wünschen ist oft unverhältnismäßig.
4. Konzentrations- und Gedächtnisprobleme: Aufgrund der Erschöpfung und Antriebslosigkeit haben Menschen mit asthenischer Persönlichkeitsstörung oft Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren und Informationen zu behalten. Daher werden Alltagsentscheidungen gerne auf andere delegiert, bzw. sie werden nur dann getroffenen, wenn ausreichend Ratschläge und Bestätigung von anderen eingeholt wurden.
5. Soziale Rückzugstendenzen: Aufgrund der körperlichen und emotionalen Erschöpfung ziehen sich Betroffene häufig aus sozialen Aktivitäten zurück und haben Schwierigkeiten, Beziehungen aufrecht zu erhalten. Gleichzeitig leiden sie an ihren eigenen Gedanken, die häufig darum kreisen verlassen zu werden und dann auf sich selbst gestellt zu sein. Das trauen sie sich nicht zu, fühlen sich hilflos, inkompetent und schwach und haben gleichzeitig das ständige Bedürfnis, sich des Gegenteils zu versichern.
Die Ursache der abhängigen (asthenischen) Persönlichkeitsstörung sind oft gravierende Veränderung in der Kindheit. Sei es der Tod eines Elternteils, intensive Streitigkeiten der Eltern, Missbrauch oder Misshandlung oder Vernachlässigung auf jedweder Ebene. Des Kind hat Situationen erlebt, die es überfordern, demütigen oder so die unfassbar sind, dass es keine andere Chance sieht (und zwar unterbewußt), als diese "nicht wahrhaben" zu wollen, auszublenden oder als nicht geschehen einzuordnen. Das Kind lernt, solche Situationen zu ertragen, ohne einen eigenen Willen zu äußern, der vermeintlich alles nur schlimmer machen würde, und verdrängt seine Bedürfnisse um den Willen anderer zu übernehmen.
Eine weiter mögliche Ursache ist die genetische Veranlagung. Angstgefühle werden von einem bestimmten Teil des Gehirns- der Amygdala - gesteuert. In gefählichen Situationen wird dieses Areal aktiviert und es wird ein Stressprozess in Gang gesetzt. Der Körper schüttet Stresshormone (Adrenalin) aus, die den Anstieg des Blutdrucks und der Herzfrequenz, sowie das "flaue" Gefühl im Magen bewirken. In diesem Moment empfindet der Mensch Angst.
Diese beiden genannten Faktoren können das Risiko, eine abhängige (auch dependente) oder asthenische Persönlichkeitsstörung zu entwickeln, erhöhen.
Die Störung kann sich im Laufe des Lebens abmildern. Machen Betroffene die Erfahrung, dass sie ernst genommen werden, trauen sie sich zunehmend, eigene Wünsche mitzuteilen. Das wiederum läßt sie selbstbewußter werden. Vielen hilft es auch, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen und Termine in einer Selbsthilfegruppe wahrzunehmen. Das SELST MACHEN ist ein Zauberwort, welches Erleichterung im Umgang mit der Situation schafft.
Die asthenische Persönlichkeitsstörung ist behandelbar. Es gibt verschiedene Ansätze und Therapiemöglichkeiten, um Menschen mit dieser Störung zu unterstützen und ihnen zu helfen, ein besseres Leben zu führen. Eine Kombination aus psychotherapeutischer Behandlung, Medikamenten und Selbsthilfestrategien kann dazu beitragen, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Es ist wichtig, dass Betroffene frühzeitig professionelle Hilfe suchen, um eine angemessene Diagnosestellung und individuelle Behandlungsplanung zu erhalten. Mit der richtigenUnterstützung und Behandlung können Menschen mit asthenischer Persönlichkeitsstörung lernen, mit ihren Symptomen umzugehen und ein erfülltes Leben zu führen.
Verhaltenstherapie:
Im Rahmen einer Verhaltenstherapie können bei der Behandlung der asthenischen/dependenten/abhängigen Persönlichkeitsstörung verschiedene Ansätze verfolgt werden. Hier sind einige mögliche Behandlungsstrategien:
1. Psychoedukation: Der Therapeut kann dem Betroffenen helfen, ein besseres Verständnis für die asthenische Persönlichkeitsstörung zu entwickeln, indem er Informationen über die Symptome, Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten vermittelt.
2. Aktivitätsplanung und Energieaufbau: Gemeinsam mit dem Therapeuten kann der Betroffene lernen, seine Aktivitäten zu planen und seine Energie besser zu managen. Dies kann beinhalten, realistische Ziele zu setzen, Prioritäten zu setzen und Pausen einzuplanen, um Überlastung zu vermeiden.
3. Kognitive Umstrukturierung: Die Verhaltenstherapie kann helfen, negative Denkmuster und Überzeugungen zu identifizieren und zu verändern. Der Therapeut kann dem Betroffenen dabei helfen, negative Gedanken zu erkennen und durch realistischere und positivere Gedanken zu ersetzen.
4. Problemlösungsstrategien: Der Therapeut kann dem Betroffenen helfen, effektive Problemlösungsstrategien zu entwickeln, um mit Herausforderungen und Stress umzugehen. Dies kann beinhalten, alternative Lösungswege zu finden, Ressourcen zu nutzen und Unterstützung von anderen zu suchen. Betroffene üben auch, sich im Gespräch mit dem Therapeuten zu behaupten - hier kommen Rollenspiele zum Einsatz. Hilfe kann analog eine Therapie mit Sport bringen. Durch Sport erleben Betroffene, was sie durch eigenen Einsatz und Kraft schaffen können, wodurch das Selbstvertrauen steigt.
5. Entspannungstechniken: Die Verhaltenstherapie kann auch Entspannungstechniken wie progressive Muskelentspannung, Atemübungen oder Achtsamkeitsübungen einbeziehen, um dem Betroffenen zu helfen, Stress abzubauen und sich zu erholen.
Die Dauer der Behandlung einer asthenischen Persönlichkeitsstörung kann von Person zu Person variieren und hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie zum Beispiel dem Schweregrad der Symptome, der individuellen Reaktion auf die Therapie und der Bereitschaft zur Veränderung. Es ist wichtig zu beachten, dass die Behandlung einer Persönlichkeitsstörung oft ein kontinuierlicher Prozess ist und eine langfristige Unterstützung erfordern kann, um langfristige Veränderungen zu erreichen. In der Regel ist die Behandlung einer Persönlichkeitsstörung jedoch langfristig und kann Monate bis zu Jahren dauern.
Angehörige von Personen mit einer abhängigen / asthenischen Persönlichkeitsstörung können verschiedene Belastungen erfahren. Hier sind einige mögliche Herausforderungen, mit denen sie konfrontiert sein könnten:
Emotionale Belastung: Angehörige können sich überfordert, frustriert oder hilflos fühlen, wenn sie mit den Symptomen der asthenischen Persönlichkeitsstörung umgehen müssen. Die ständige Schwäche, Erschöpfung und Antriebslosigkeit der betroffenen Person kann emotional belastend sein und zu Gefühlen von Hilflosigkeit oder Frustration führen.
Veränderungen im Alltag: Die Symptome der abhängigen Persönlichkeitsstörung können den Alltag der betroffenen Person und ihrer Angehörigen stark beeinflussen.Angehörige können sich mit zusätzlichen Verantwortlichkeiten und Aufgabenkonfrontiert sehen, um die Bedürfnisse der betroffenen Person zu erfüllen. Dies kann zu einer Überlastung führen und den eigenen Lebensstil und die eigenen Bedürfnisse beeinträchtigen.
Kommunikationsschwierigkeiten: Die asthenische Persönlichkeitsstörung kann sich auf die Kommunikation zwischen der betroffenen Person und ihren Angehörigen auswirken. Die betroffene Person kann Schwierigkeiten haben, ihre Bedürfnisse auszudrücken oder ihre Gefühle angemessen zu kommunizieren. Dies kann zu Missverständnissen oder Frustrationen in der Kommunikation führen.
Soziale Isolation: Die Symptome der asthenischen Persönlichkeitsstörung können dazu führen, dass die betroffene Person sich zurückzieht und soziale Aktivitäten oder Beziehungen vernachlässigt. Dies kann dazu führen, dass auch die Angehörigen weniger soziale Kontakte haben und sich isoliert fühlen. Andererseits kann die Angst, seinen nächsten Angehörigen durch seine Art zu verlieren dazu führen, dass der / die Betroffene sich immer wieder der Liebe und Zuneigung rückversichern muss, was für den Betroffenen schwierig bis äußerst nervend sein kann.
Mangelnde Unterstützung: Angehörige können sich manchmal allein gelassen fühlen, da die asthenische Persönlichkeitsstörung möglicherweise nicht so bekannt oder verstanden ist wie andere psychische Störungen. Es kann schwierig sein, angemessene Unterstützung oder Ressourcen zu finden, um mit den Herausforderungen umzugehen.
Es ist wichtig, dass Angehörige von Personen mit einer abhängigen / dependenten / asthenischen Persönlichkeitsstörung ihre eigenen Bedürfnisse und Grenzen erkennen und sich um ihre eigene psychische Gesundheit kümmern. Unterstützung durch professionelle Therapeuten oder Selbsthilfegruppen kann hilfreich sein, um mit den Belastungen umzugehen und Strategien zur Bewältigung zu entwickeln.
Die größte Hilfe bei der asthenischen Persönlichkeitsstörung besteht in einer umfassenden und individuell angepassten Behandlung. Hier sind einige wichtige Aspekte, die bei der Behandlung helfen können:
Professionelle Therapie: Eine Psychotherapie, insbesondere eine Verhaltenstherapie, kann eine große Hilfe sein. Der Therapeut kann dabei helfen, negative Denkmuster und Verhaltensweisen zu identifizieren und zu ändern, gesunde Bewältigungsstrategien zu entwickeln und das Selbstwertgefühl zu verbessern.
Medikamentöse Unterstützung: In einigen Fällen kann die Verwendung von Medikamenten wie Antidepressiva oder Anxiolytika in Absprache mit einem Arzt hilfreich sein, um Symptome wie Depressionen oder Angstzustände zu lindern. Hierzu würde der/die Klient/in an einen niedergelassen Psychiater weitergeleitet.
Unterstützung durch Angehörige und soziales Umfeld: Eine unterstützende und verständnisvolle Umgebung kann für Menschen mit asthenischer Persönlichkeitsstörung sehr hilfreich sein. Angehörige und Freunde können emotionale Unterstützung bieten, Verständnis zeigen und bei der Bewältigung von Alltagsaufgaben helfen.
Selbsthilfegruppen: Der Austausch mit anderen Menschen, die ähnliche Erfahrungen machen, kann sehr hilfreich sein. Selbsthilfegruppen bieten die Möglichkeit, sich gegenseitig zu unterstützen, Erfahrungen zu teilen und neue Bewältigungsstrategien zu erlernen.
Selbstfürsorge: Die Pflege des eigenen Wohlbefindens ist von großer Bedeutung. Dies umfasst eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Schlaf, regelmäßige körperliche Aktivität und die Teilnahme an Aktivitäten, die Freude bereiten. Entspannungstechniken wie Meditation oder Atemübungen können ebenfalls hilfreich sein.
Wenn Sie sich in den beschriebenen Symptomen erkennen und mehr Informationen wünschen, nehmen Sie gerne Kontakt mit mir auf.